Jollen sind kleine Segelboote mit einem Mittelschwert oder zwei Schwertern zur Verminderung der Abdrift. Das Schwert ist in einem Schwertkasten befestigt und aufholbar, sodass sich der Tiefgang verstellen lässt. Das Heraufholen des Schwertes bei Vorwindkurs verringert den Wasserwiderstand.
Im Unterschied zum Kielboot ist die Jolle nicht gewichtsstabil, aber formstabil. Der aufrichtende Effekt entsteht nicht durch das leichte Schwert, sondern durch den Druck des Wassers gegen den flachen Boden. Segeljollen können sich bei geringer Krängung wieder von allein aufrichten. Bei starkem Wind muss die Crew jedoch ihr Körpergewicht in Luv nach außen verlagern. Dafür können sie bei Trapez-Jollen mithilfe eines am Mast befestigten Drahtes ins Trapez gehen. Dafür hakt der Segler den Draht in seine Trapezhose ein und stellt sich mit den Füßen auf den Bootsrand.
Sollte eine Jolle einmal kentern, kann sie nicht untergehen, da sie viel Auftrieb durch den Schwimmkörper und/oder ausgeschäumte Hohlräume erreicht. Wenn Wasser ins Boot gelangt, lässt es sich über einen Doppelboden wieder ableiten.
Segeljollen Übersicht
Hinter der Bezeichnung „Jolle“ verbergen sich ganz unterschiedliche Typen. Zunächst unterscheiden wir Wanderjollen für Freizeit-Segler, dazu zählen auch die Jollenkreuzer (Jolle mit Kajüte), und Rennjollen für Sport-Segler.
Weiterhin unterscheiden wir zwischen Einhandjollen, die sich nur für eine Person eignen, und Zwei-Mann-Jollen für eine Crew bestehend aus Steuermann/-frau und Vorschroter.
Größere Jollen, die über eine Kajüte verfügen, heißen Jollenkreuzer. Eigentlich sind sie nur für das Fahrtensegeln auf Binnenrevieren konzipiert, aber seit den siebziger Jahren existieren auch viele Regatten. Die Jollenkreuzer Klassen unterscheiden sich durch ihre Länge und ihre Segelfläche.
Sie sind in Längen zwischen fünf und neun Metern erhältlich. Klassische Jollenkreuzer bestehen aus Holz oder Stahl, modernere Varianten aus GFK.
Zu den beliebten Klassen zählen:
• 15er Jollenkreuzer (auch P-Boot): Für flache Gewässer konzipiert, Slup-Takelung, Fock, Spinnaker und Genua. Länge: 6,5 Meter, Segelfläche am Wind: 18-25 m².
• 16er Jollenkreuzer (auch S-Boot): Für flache Gewässer, Slup-Takelung. Länge: max. 7 m, Segelfläche am Wind: 16 m² (berechnet ohne sich überlappende Segelflächen). Sportliches Wanderboot.
• 20er-Jollenkreuzer (auch R-Boot), Länge: 7,75 m, Segelfläche am Wind: 20-70 m². Mit oder ohne Spinnaker. Formverleimt oder nicht-formverleimt. 3-Personen Crew.
Segeljollen Klassen der Einhandjollen (Englisch: Dinghy)
Optimist: Anfänger-Jolle (Opti) bis 15 Jahre, günstig, Länge: 2,3 m, Segelfläche: 3,5 m². Einstiegsklasse im Regattasport.
Europe: Anfänger-Jolle ab 12 Jahre, nur 45 kg Rumpfgewicht. Länge: 3,35 m, Segelfläche: 7 m², lässt sich auf Autodach transportieren. Für Segler mit 45-85 kg Körpergewicht.
Laser Jolle: Olympische Klasse, beliebteste Einhand-Jolle weltweit, gerät schnell ins Gleiten, keine Anfänger-Jolle. 4,23 m Länge, 7,06 m² Segelfläche.
OK-Jolle/OK-Dinghi: Optimalgewicht des Seglers 75 kg; nicht für Anfänger geeignet, günstig. 4 m Länge, 8,25 m² Segelfläche.
Finn-Jolle/Finn-Dinghi: Olympische Klasse, Länge 4,5 m, Segelfläche: 10 m². Rumpfgewicht: 116 kg; Gesamtgewicht: 140 kg.
Contender: Einhand-Trapezjolle; für Segler unterschiedlichen Gewichts und verschiedener Körpergrößen geeignet, ab 16 Jahre. Auch für die offene See. Länge: 4,88 m, Segelfläche: 10,7 m².
Bei diesen kleinen Jollen befindet sich der Mast nahe am Bug (Cat-Takelung). Sie gehören damit zu den Catbooten. (Englisch: Catboats).
Segeljollen Klassen der Zweimann-Jollen/ Zweihand-Jollen
Zweimann-Jollen besitzen einen Mast mit Groß- und Vorsegel (Fock). Außerdem lässt sich ein Gennaker befestigen. Diese Takelung heißt Slup. Dabei handelt es sich um die geläufigste Takelung von modernen Segelbooten.
Zu den beliebtesten Zweimann-Jollen gehören:
Cadet: Länge: 3,22 m, Segelfläche am Wind: 5,16 m². Steuermann: ab 17 Jahre, Vorschoter: ab 7 Jahre. Segeljolle für Anfänger/ Ausbildungsboot.
Jolle 420: Für Jugendliche und Erwachsene, Trapez-Jolle. Länge: 4,2 m, Segelfläche am Wind: 10,25 m². Wie bei 470er rund geformte Auftriebskörper im Cockpit, die Boot unsinkbar machen.
14-Fuß-Dinghi: Älteste internationale Bootsklasse, Trapez-Jolle. Länge: 4,27 m, Segelfläche am Wind: 18,58 m². Vorbild für viele neuere Bootstypen wie die 49er.
29-er: Leichte Segeljolle mit flachem Bootsrumpf (Skiff), gelangt schnell ins Gleiten, kann bis zu 60 km/h erreichen. Für Jugendliche und Erwachsene. Länge: 4,45 m, Segelfläche am Wind: 12,5 m².
470er: Olympische Klasse, optimales Crew-Gewicht: 100-145 kg. Sehr schnell. Sehr gut trimmbar. Das Jollensegeln auf der 470er braucht gute Kondition, aber keine große Kraft. Länge: 4,7 m, Segelfläche am Wind: 12,7 m².
Segeljolle Pirat: Für Jugendliche, Länge: 5 m, Segelfläche am Wind: 10 m². Klassisch in Vollholz-Bauweise: robust, lange Lebensdauer, heute auch in GFK.
Conger: Erste GFK-Jolle, gilt als „unkaputtbar“. Auch als Wander- und Freizeitjolle geeignet. Unsinkbare Bauweise. Länge: 5m, Segelfläche am Wind: 12m².
Korsar: Trapez-Jolle, kommt schnell ins Gleiten, einfacher zu segeln als Flying Dutchman. Idealgewicht der Crew: 140-160 kg. Länge: 5 m, Segelfläche am Wind: 14,7 m².
Zugvogel: Als Wanderjolle konzipiert, stabiles Boot, für Anfänger geeignet, heute auch Regatta-Boot. Länge: 5,8 m, Segelfläche am Wind: 18 m².
Flying Dutchman: Gilt als schnellste klassische Jolle, vielseitige Trimm-Möglichkeiten, große Segelfläche in Verhältnis zum Gewicht. Anspruchsvoll, nicht für Anfänger geeignet. Länge: 6,06 m, Segelfläche am Wind: 18,6 m².
49-er: Olympische Klasse, leichte Segeljolle mit flachem Bootsrumpf (Skiff). Stabiler, widerstandsfähiger Rumpf. Wertstabil da Einheitsklasse. Überschaubarer Aufwand für Einsteiger. Länge: 6,65 m, Segelfläche am Wind: 21,2 m².